Konzert
La terra interno s´imperla di rose
Italien war gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit Übergang zum 17. Jahrhundert nicht nur in der Architektur und den Bildenden Künsten das Maß aller Dinge, sondern setzte auch in der Musik mit seiner Vielzahl herausragender innovativer Köpfe internationale Standarts. Inspiriert von dieser Aufbruchstimmung entstand in Italien ein neuer Musikstil, der von den Italienern selbstbewusste als „nuove musiche“ bezeichnet wurde. Allen voran steht natürlich Claudio Monteverdi, der uns heute vornehmlich als erster Opernkomponist seines „Orfeo“ bekannt ist, davor und daneben aber unzählige bahnbrechende weltliche, wie geistliche Kompositionen veröffentlicht hat- man denke nur an seine neun Madrigalbücher, die „Scherzi musicali“ oder die einzigartigen (sacralen !) „Selva morale e spirituale“.
Aber nicht nur mit den musikalischen Formen und Formaten wurde experimentiert, es wurden auch neue Instrumente erfunden, um die neu erdachte Musik besser umzusetzen. Quasi die E-Gitarre der frühen Barockmusik war die speziell für die Nuove Musiche entwickelte Theorbe, eine Laute mit stark erweitertem Bassregister. Dieses hoch moderne Instrument mit seinem satten, oft als erotisch beschriebenen Klang revolutionierte durch seine wesentlich lauteren und tieferen akustischen Möglichkeiten das Hörerleben von damals!
Viele Komponisten waren zudem ausgezeichnete Instrumentalisten und Sänger, die sich selbst begleiteten. Als Lehrer gaben sie ihre Kunst und innovativen Erfindungen an einen großen Schülerkreis weiter, sodass der neue italienische Stil schnell in ganz Europa bekannt wurde und auch jenseits der Alpen die Musikszene gewaltig aufmischte.
Zeitweise gehörte es für die deutschen Fürsten, die kulturell etwas auf sich hielten, zum gesellschaftlich guten Ton, begabte junge Musiker nach Italien zu schicken und dort ausbilden zu lassen- natürlich mit dem Hintergedanken, dass die Stipendiaten die erlernten Fähigkeiten und die italienische Kompositionsweise mit nach Hause bringen und in ihr eigenes Schaffen einfließen lassen würden. Auf diese Weise kam beispielsweise der Dresdner Hof durch so begabte und später berühmte Vertreter wie Heinrich Schütz und Johann Nauwach in den Genuss berückend schöner Musik, und erfreute sich überdies europaweit seines Rufs, kulturell ganz vorne dabei zu sein.
Da sich viele Komponisten persönlich oder durch musikalische Veröffentlichungen kannten, beeinflussten sich die Kompositionen oft gegenseitig, sodass es uns heute häufig nicht mehr möglich ist, den tatsächlichen Urheber der einen oder anderen musikalischen Idee zweifelsfrei zu identifizieren.
Mit dieser deutsch- italienischen Reise durch die frühe Barockmusik laden wir unsere Zuhörer/innen ein, sich selbst davon zu überzeugen, wie zeitlos, wie witzig und wie schön diese Musik ist, auch wenn sie uns heute nach knapp 400 Jahren manchmal so fremd und fern erscheint.
Anhand eingängiger Melodien können alle Interessierten sich selbst im Barockgesang versuchen, einfache Verzierungsmuster ausprobieren oder ihre Ausdrucksfähigkeit barocker Affekte testen.
Nebenbei lösen wir das Rätsel, wie aus ein paar übereinander angeordneten Zahlen und geimnisvoll anmutender Zeichen eine Melodie entsteht, und geben gern Einblick, wie spannend ein Besuch im Keller eines verwunschenen Schlosses oder auf dem Dachboden eines alten Klosteres für die Wiederentdeckung längst verschollener Melodien sein kann. Wir laden alle Zuhörer/innen ein, mit uns auf eine vielseitige Zeitreise zu gehen und sich von unserer Begeisterung für diese packende, hochaktuelle Musik anstecken zu lassen und freuen uns auf Ihren und Euren Besuch!
Katrin Küsswetter - Sopran
Tobias Tietze - Theorbe
Wir bedanken uns beim Fachbereichsleiter Musik des NGN, Herrn Florian Braun, für das Zustandekommen, sowie beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, sowie dem Tonkünstlerverband Bayern und Mittelfranken e.V. für die großzügige Förderung dieser Veranstaltung!